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davon zu laufen, so befiehl ihnen ohne Weiteres, sich wieder zu setzen: kurz tyrannisire du dein Publikum in allen Stücken.

20. Damit man aber auch den Reichthum deiner Beredtsamkeit bewundere, so fange jedesmal von den Trojanischen Zeiten, oder – noch besser – von der Hochzeit Deucalions mit der Pyrrha an, und steige so allmählig zu den gegenwärtigen Umständen herunter. Deren, die die Sache verstehen, sind ja doch nur Wenige, und diese werden gutmüthig genug seyn, zu schweigen; und wenn sie auch etwas sagen, so glaubt man, es geschehe aus Neid. Die große Menge dagegen wird deinen Aufzug, deine Stimme, deinen Gang, dein Auf- und Abschreiten, deinen singenden Ton, die schönen Pantoffeln und jenes liebliche atta bewundern: und wenn sie dich denn vollends keuchen und schwitzen sehen, so kann es gar nicht fehlen, sie müßen dich für einen allgewaltigen Helden auf der Rednerbühne halten. Ganz besondern Vortheil gewährt dieses Reden aus dem Stegreife: es entschuldigt alle Mängel und erhöht die Bewunderung bei’m Volke. Nimm dich also ja in Acht, etwas Geschriebenes zu haben, oder nach vorheriger Meditation aufzutreten: du würdest damit nur deine Schwächen verrathen.

21. Vergiß ferner nicht, einer Anzahl von Freunden gute Mahlzeiten zu geben, welche sie dir dadurch bezahlen sollen, daß sie, so oft sie merken, daß du auf’s Trockene kommen willst, sogleich aufspringen, Beifall klatschen und dir dadurch Zeit verschaffen, während dieser Pause Etwas zu finden, was du weiter sagen willst. Sey also sehr darauf bedacht, so oft du öffentlich sprichst, einen solchen vertrauten Chor zur Unterstützung um dich zu haben. Nach geendigter

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1349. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1349.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)