Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

da er von unruhigen Bewegungen der Aegypter gehört hatte, und nun doch nicht im Stande war, den dortigen Statthaltern seine Willensmeinung schnell genug zugehen zu lassen. Da erbot sich ein Kaufmann aus Sidon, einen ganz kurzen Weg aus Persien nach Aegypten anzugeben. „Wenn man,“ sagte er zum Könige, „gerade über dieses Gebirge geht, was in drei Tagen geschehen kann, so ist man hernach gleich in Aegypten.“ Und der Mann hatte Recht. Allein Alexander hielt den guten Kaufmann für einen Windbeutel, und glaubte ihm nicht. Man mißtraute allgemein diesem Versprechen, blos weil es befremdend war.

6. Hüte dich vor einer solchen Befangenheit, mein Freund, und die Erfahrung soll dich lehren, daß dich nichts hindert, in weniger als Einem Tage das Gebirge zwischen Persien und Aegypten zu überfliegen, das heißt, für einen gemachten Redner zu gelten. Vorerst will ich dir nun, in der Manier des berühmten Cebes, ein Gemälde entwerfen, welches die beiden Wege, die zu der Rhetorik, dem Gegenstande deiner Liebe, führen, darstellen soll. Diese selbst, ein sehr schönes und reizendes Weib, sitzt auf der Höhe des Berges, und hält in der Rechten das mit den mannigfaltigsten Früchten überfüllte Horn der Amalthéa. Ihr zur Seite stehend denke dir den Plutus [Reichthum] ganz golden und lieblichen Angesichts, ferner den Ruhm und die Stärke. Rings umflattern sie, Amoretten ähnlich, die niedlichsten Gruppen der Beifallsgenien. Du hast doch wohl schon Gemälde gesehen, den Nilgott vorstellend, wo dieser auf einem Krokodil, oder wie er gewöhnlich gemalt wird, auf einem Flußpferde ruht, umgaukelt von einer Anzahl kleiner, spielender

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1338. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1338.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)