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heulend weggelaufen, wie wir schon Manche von ihren Meistern laufen gesehen? Wer zeigte je, wenn es zum Essen ging, ein trauriges Gesicht, wie Diejenigen, welche zur Schule gehen? Der Parasit, voll Eifer für seine Kunst, geht freiwillig und gerne zu Gaste, während die Lehrlinge anderer Künste diese oft mit größtem Widerwillen erlernen, und vor ihnen davonlaufen. Und kommt hierbei nicht auch Das in Betrachtung, daß Väter und Mütter die Fortschritte ihrer Söhne in den andern Künsten gerade damit belohnen, Was der Parasit alle Tage erhält? „Der Junge hat heute recht brav geschrieben: gebt ihm was Gutes zu essen. Er hat heute schlecht geschrieben: gebt ihm Nichts.“ Siehst du also, welches Gewicht diese Sache hat als Strafe und Belohnung?

14. Alle übrigen Künste aber bekommen das Gute erst nach dem Lernen: der Genuß ist eine Frucht, zu welcher sie erst auf einem langen und steilen Wege gelangen. Die Parasitik allein ist’s, welche im Lernen schon den Genuß der Kunst gewährt, und ihren Zweck schon in ihrem Beginnen erreicht. Alle andern Künste sammt und sonders haben nämlich keine andere Bestimmung, als die, ihren Mann zu ernähren, während der Parasit, so wie er angefangen, sich seiner Kunst zu widmen, zugleich auch seinen Unterhalt hat. Der Bauer baut sein Feld nicht um des Bauens an sich, der Zimmermann zimmert nicht um des Zimmerns an sich willen: der Parasit hingegen verfolgt keine andere Absicht sondern sein Geschäft ist zugleich sein Zweck.

15. Ferner, Wer weiß nicht, daß alle übrigen Künstler und Handwerker höchstens einen oder zwei Feiertage des Monats haben, und die ganze übrige Zeit sich schinden und

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1295. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1295.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)