Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

mir alle fünf Jahre zu Olympia etliche Stiere schlachtet. Deßhalb wirst du auch finden, daß meine Altäre wo möglich noch kälter sind, als Plato’s Gesetze und Chrysipp’s Verstandesschlüsse.“

25. Unter diesem Gespräche waren wir an der Stelle angekommen, wo Jupiter sich niederzusetzen hatte, um die Gebete abzuhorchen. Es befand sich hier eine Reihe von Oeffnungen, den Mündungen der Schöpfbrunnen nicht unähnlich; sie waren sämmtlich mit Deckeln versehen, und neben jeder derselben stand ein goldener Stuhl. Nachdem sich Jupiter auf den ersten dieser Stühle gesetzt hatte, nahm er den Deckel ab, und gab den bittenden Sterblichen Gehör. Dann kamen aus allen Gegenden der Erde die verschiedensten Bitten in buntem Gemische herauf, die ich, da ich auch ein Wenig hinhorchte, gleichfalls mit anhörte. So vernahm ich zum Beispiele: „O Jupiter, gib, daß ich König werde!“ – „O Jupiter, laß doch meine Zwiebeln und meinen Knoblauch gerathen!“ – „O Jupiter, mache doch bald ein Ende mit meinem Vater!“ Ein Anderer rief herauf: „Ach, wenn ich doch mein Weib bald beerben dürfte!“ Andere: „Möchte mir doch in aller Stille mein Plan gegen meinen Bruder gelingen!“ – „O wäre ich doch so glücklich, meinen Proceß zu gewinnen!“ – „Ich möchte gar zu gerne Sieger in Olympia werden!“ – Einige Schiffer flehten um Nordwind, Andere um Südwind. Ein Bauer wollte Regen haben, ein Tuchscheerer Sonnenschein. Jupiter hörte alle Bitten an, untersuchte jede einzelne sorgfältig, versprach aber nicht allen Erhörung;

Sondern ein And’res gewährte der Gott, ein And’res versagt’ er.[1]


  1. Il. XVI, 250.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 1241. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1241.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)