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Winter gehabt hätten? ob unsere Gartengewächse noch mehr Regen bedürften? und dergleichen. Dann aber wollte er wissen, ob von der Familie des Phidias noch Jemand am Leben sey? aus welchem Grunde die Athener seit so langer Zeit kein Jupiterfest mehr gefeiert hätten? ob sie ihr Olympium auszubauen gedächten? ob die Tempelräuber von Dodona ergriffen wären? Nachdem ich ihm diese Fragen, so gut ich konnte, beantwortet hatte, sagte er: „Sage mir doch einmal, Menippus: Welches ist denn gegenwärtig die Meinung der Leute von mir?“ – „Die frömmste, Herr; sie sind Alle überzeugt, daß du aller Götter König bist.“ – „Possen! ich kenne den vorwitzigen Geist der Menschen wohl, auch wenn du es nicht Wort haben willst. Es war freilich einmal eine Zeit, wo ich ihnen Prophet, Arzt, kurz Alles in Allem war, wo es noch hieß:

– – voll sind von Jupiter’s Namen die Straßen,
Voll die Märkte der Menschen.[1]

Damals glänzten noch Dodona und Pisa; aller Welt Augen waren nur dorthin gerichtet, und es wurden mir der Opfer so viele gebracht, daß ich vor Rauch kaum die Augen aufthun konnte. Allein seitdem Apollo sein Orakel in Delphi errichtet, seitdem man zu Pergamus eine Heilwerkstätte des Aesculap, in Thrakien ein Bendidéum, in Aegypten ein Anubidium, in Ephesus ein Artemisium hat, so läuft alle Welt an diese Orte, feiert Volksfeste, und bringt ganze Hecatomben dar; mich aber hält man für einen abgelebten alten Mann, und glaubt mir Ehre genug anzuthun, wenn man


  1. Aratus in den Phänomenena, 23.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 1240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1240.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)