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jenen Hochbeinigten immer mit betrübten Gesichtern zuhorchten, aus Mitleiden vielleicht, weil sie so schwere Fußfesseln einherschleppen mußten.

Solon. Nicht Diese selbst bedauerten sie, mein Lieber: sondern der Dichter hatte wahrscheinlich eine tragische Begebenheit aus dem Alterthume den Zuschauern dargestellt, und rührende Stellen im feierlichen Tone des Trauerspiels vortragen lassen, wodurch die Zuhörer bis zu Thränen gebracht wurden. Ohne Zweifel hast du damals auch Flötende gesehen, und wieder Andere, die im Kreise herumstanden und sangen.[1] Auch dieses Singen und Flötenspiel ist nicht ohne Zweck, mein Anacharsis. Denn durch Dieses und Aehnliches regen wir ihre Gemüther wohlthätig an und veredeln sie.

24. Die Leiber aber, und Das verlangtest du ja hauptsächlich zu hören, üben wir also: Wir entkleiden sie, wie ich sagte, wenn sie nicht mehr zart sind und festere Muskeln haben, und suchen sie zuerst an die Luft zu gewöhnen, indem wir sie vertraut machen mit jeglicher Jahrszeit, so daß sie weder die Hitze drückt, noch sie auch dem Froste erliegen; sodann salben wir sie mit Oehl und erweichen sie, damit sie dehnbarer werden. Denn seltsam ist es, wenn wir zwar meinen, daß das Leder, mit Oehl durchgeweicht, schwerer zu zerreißen sey und viel länger dauere, das doch schon todt ist, uns aber nicht überzeugen können, daß der Leib, welcher noch des Lebens theilhaftig ist, durch das Oehl nicht besser eingerichtet werden sollte. Sofort haben wir mannichfaltige Uebungen ersonnen, und Lehrer für jegliche derselben aufgestellt:


  1. Den Chor nämlich.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1203.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)