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Damis. Du nimmst als bewiesen an, was erst noch zu beweisen ist. Denn Das ist damit noch gar nicht ausgemacht, daß dieses Alles von einer besondern Vorsehung gewirkt werde. Daß Alles recht gut und schön ist, behaupte auch ich; aber darum ist man noch nicht genöthigt, zu glauben, daß es von einer höchsten Weisheit herrühre. Es ist auch ein zufälliger Anfang der Dinge möglich, in Folge Dessen Alles in der nun einmal angenommenen Verfassung zusammenhält. Was du Ordnung nennst, ist bloße Naturnothwendigkeit. Aber freilich, nun wirst du wieder aufbrausen, wenn man dein bloßes Aufzählen der Dinge in der Welt und deine Lobeserhebungen, wie gut Alles sey, noch für keinen Beweis einer das Ganze und Einzelne regierenden Vorsehung gelten läßt. Drum gilt auch hier das Wort des Komikers;

Ein faul Gerede Dieß: bring’ etwas Andres vor.

39. Timokles. Ich glaube nicht, daß es noch eines andern Beweises für meinen Satz bedarf. Doch antworte mir noch auf die Frage: hältst du den Homer nicht für den größten aller Dichter?

Damis. O ja.

Timokles. Nun von Diesem habe ich meinen Glauben an die Vorsehung der Götter, die er so deutlich ausspricht.

Damis. Wie sonderbar! Daß Homer ein vortrefflicher Dichter war, wird dir freilich Jeder zugestehen, nicht aber, daß dieser oder irgend ein anderer Dichter einen zuverläßigen Gewährsmann in Sachen dieser Art abgeben könne. Die Wahrheit ist ihre geringste Sorge, dünkt mich: ihre Absicht ist nur, die Zuhörer zu ergötzen und zu bezaubern, und zu

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1135.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)