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wenn irgend Jemand den Faden, den Clotho gesponnen, aufdrehen, und so die Arbeit der Schwester vergeblich machen wollte.

12. Jupiter. Also nicht einmal die Göttinnen des Geschicks sollen von den Sterblichen verehrt werden dürfen? Es ist unverkennbar, daß du darauf ausgehst, Alles umzustürzen. Allein wir verdienen, wenn auch wegen Nichts sonst, wenigstens darum in Ehren gehalten zu werden, weil wir orakeln, und Alles, was nach dem Beschlusse der Parzen geschehen wird, voraus verkündigen.

Cyniscus. Was soll es uns aber helfen, das Zukünftige voraus zu wissen, wenn wir ganz und gar nicht im Stande sind, einem bevorstehenden Unglück auszuweichen? Oder sagst du etwa, Derjenige, dem prophezeit ist, sein Leben durch eine Lanzenspitze zu verlieren, könnte ja diesem Tode entgehen, wenn er sich einschlöße? Mit nichten. Das Verhängniß wird ihn herauszutreiben wissen, es wird ihn auf die Jagd schicken, damit er dem Eisen sich ausliefere: und Adrast, der auf ein Wildschwein seine Lanze abzusenden meint, fehlt und durchbohrt des Krösus Sohn; denn der allmächtige Wille der Parzen führt das spitze Geschoß in die Brust des Jünglings.

13. Und ist es nicht sogar lächerlich, wenn das Orakel zu Laïus sagt:

Besame nicht die Kinderfurche; thust du es,
Den Himmlischen zu Trotz, so tödtet dich der Sproß![1]

Die Warnung war, dünkt mich, ganz überflüssig, wenn Alles


  1. Euripid. Phönizierinnen, v. 18. 19.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1099. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1099.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)