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vor dem Zorne ihrer Herren über des Mädchens Flucht sie zu diesem verzweifelten Entschlusse gebracht. Die Räuber meinten, sie hätte klug gethan, schnitten sie ab und warfen sie sammt dem Strick in die Schlucht. Hierauf banden sie das Mädchen im Hause an, nahmen ihre Mahlzeit ein und zechten eine gute Weile.

25. Da kam denn das Gespräch auch auf das gefangene Mädchen. „Was fangen wir mit der Ausreißerin an?“ fragte einer derselben. „Was anders,“ sagte ein Zweiter, „als daß wir sie der Alten nachschicken? Wäre es auf sie angekommen, sie hätte uns um all unser Geld und Gut gebracht, und unser ganzes Handwerk den Leuten verrathen. Ja glaubt mir Kameraden, nicht einmal mit dem Leben wären wir davon gekommen, sobald es ihr gelungen wäre, ihre Heimath zu erreichen. Denn die Feinde würden ihre Maßregeln schon darnach genommen haben, um uns in unserem Neste zu überfallen und Keinen entrinnen zu lassen. Meine Meinung ist also, Rache zu nehmen an der gefährlichen Dirne. Sie sterbe, aber nicht blos den leichten Tod des Sturzes über die Felsen, sondern eine recht langsame und peinliche Todesart müßen wir für sie erdenken, eine Todesart, die ihr erst nach langen und unerträglichen Qualen den Garaus mache.“ Nun fragte sich’s also, was für ein Tod das seyn sollte. Da rief Einer: „Ich habe einen Gedanken Kameraden, den ihr gewiß sinnreich finden werdet. Unser fauler Esel, der sich jetzt lahm stellt und doch so flink auf den Beinen war, als es darauf ankam, der Dirne zu ihrer Flucht zu verhelfen, hat unstreitig den Tod verdient. Morgen schlachten wir ihn also ab, weiden ihn aus und quartiren hierauf unser artiges

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1064. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1064.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)