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Sclavinnen, prächtig gestickte Kleider, und Gold, so viel sie nur wünschte. Mit einem Worte, in wenigen Wochen war das Haus Lysions, sonst das nahmhafteste in ganz Ionien, ganz und gar erschöpft und ausgeleert.

16. Und wie denn der gute Dinias auf dem Trockenen war, ließ sie ihn sitzen, und machte auf einen reichen jungen Kretenser Jagd, der sich auch wirklich einbildete von ihr geliebt zu seyn. Dinias, jetzt nicht nur von Charikléa, sondern auch von allen seinen Schmeichlern verlassen, die sich nun zu dem geliebten Kretenser geschlagen hatten, begab sich zu Agathokles (der längst wußte, wie schlimm seine Sachen standen), und erzählte ihm mit Beschämung seine Liebesgeschichte, schilderte ihm seine Noth und die Verachtung, womit ihm Charikléa begegnete, deren Gunst ihm ein Nebenbuhler aus Kreta raubte, und erklärte endlich, daß ohne seine Geliebte zu leben ihm nun einmal nicht möglich sey. Agathokles meinte, es wäre jetzt nicht an der Zeit, den Dinias daran zu erinnern, daß er ihn allein aus dem Kreise seiner Freunde ausgeschlossen und Schmarotzer ihm vorgezogen hatte, sondern ging, verkaufte sein väterliches Haus zu Samos, worin sein ganzes Vermögen bestand, und brachte ihm den vollen Erlös im Betrage von drei Talenten.[1] Kaum hatte Dinias diese in Händen, als auch Charikléa ihre Augen wieder auf ihn warf. Auf einmal war Dinias wieder schön: die Zofe erschien wieder mit Liebesbriefchen und Vorwürfen, daß er schon so lange Zeit ausgeblieben, und die Tischfreunde eilten herbei, um Nachlese zu halten, wie sie sahen, daß noch Etwas an ihm zu verzehren war.


  1. D. h. 7817 Gulden 30 Kreuzer.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1002. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1002.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)