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da wird gelobt, geklatscht, geweint sogar, wenn der Eine für den Andern in Lebensgefahr sich stürzt: allein selbst etwas Rühmliches für den Freund zu thun, habt ihr das Herz nicht; sondern, wenn der Fall eintritt, daß er eurer bedarf, weg wie Träume sind alle jene schönen Tragödien-Empfindungen, und ihr steht da, nicht minder stumm und gefühllos als die hohlen Schauspielerlarven mit ihren aufgesperrten Mäulern. Wir dagegen können es euch freilich nicht gleichthun im Wortemachen von der Freundschaft; aber desto bessere Freunde sind wir in der That.

10. Lassen wir einmal, wenn es dir gefällt, die Freundepaare ruhen, die wir, du sowohl als ich, aus der alten Zeit aufzählen könnten: denn da wäret ihr offenbar im Vortheil, da euch die Menge eurer so glaubwürdigen Dichter zu Statten käme, die das Freundschaftsbündniß eines Achill und Patroclus, Theseus und Pirithous und Anderer in den schönsten und wohlklingendsten Versen euch besungen haben. Nein, wir wollen blos aus unserer Zeit einige Beispiele, ich Scythische, du Griechische, ausheben und erzählen, was edle Freunde für einander gethan. Und Wer von uns die besten Freunde aufweisen kann, soll Sieger seyn, und seinem Vaterlande in dem rühmlichsten und ehrenvollsten aller Kämpfe den Kranz errungen haben. Ich für meinen Theil wollte es mir, glaube ich, lieber gefallen lassen, in einem Zweikampfe zu unterliegen, und dafür die Scythische Strafe des Handabhauens zu leiden, als den Wettstreit über die Freundschaft gegen einen Griechen zu verlieren, ich ein Scythe!

11. Mnesippus. Nun das ist freilich keine Kleinigkeit, sich mit einem so wackern Streiter, wie Du, der mit so scharfen

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 996. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0996.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)