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weit entfernt, mich der Uebertreibung schuldig zu bekennen, daß ich vielmehr jetzt weit weniger gesagt zu haben glaube, als du verdientest. Frage dich nur selbst, ob ich nicht das Wichtigste, gerade den entscheidensten Beweis für rechtschaffene Gesinnung und richtige Denkart, in deinem Charaktergemälde ausgelassen habe, wenn anders ausgemacht ist, daß Diejenigen, deren Achtung vor dem Göttlichen ernstlich gemeint ist, auch in ihrem Betragen gegen die Menschen die Besten sind. Wenn ich also durchaus meinen Aufsatz abändern, wenn ich das Gemälde verbessern sollte, so wüßte ich mich wohl hüten, Etwas davon wegzunehmen; wohl aber würde ich jenen, das Ganze so schön vollendenden Hauptzug, noch hinzufügen. Uebrigens gestehe ich, daß ich dir eben hiedurch zu dem größten Danke verpflichtet worden bin. Ich habe deinen bescheidenen Sinn gerühmt und gesagt, daß dein gegenwärtiges, so glänzendes Glück auch nicht das Mindeste von Uebermuth und Aufgeblasenheit in dir hervorgebracht habe: nun, da du dich so sehr über meine Schrift beschwerst, bestätigst du eben damit die Wahrheit meines Lobes. Statt diese Lobsprüche begierig aufzunehmen, bist du ganz beschämt, und erklärst, sie bei weitem nicht zu verdienen: gibt es einen deutlicheren Beweis von bescheidener und anspruchloser Denkungsart? Je mehr du also gegen Lobeserhebungen so gesinnt bist, um so würdiger zeigst du dich derselben; und es bewährt sich an dir, daß Diogenes recht hatte, als er einst auf die Frage, wie man sich berühmt machen könne, zur Antwort gab: wenn man den Ruhm verachtet. Und eben so möchte ich, wenn man mich fragte: welche Leute verdienen

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 979. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0979.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)