Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

haben,“ und einen anderen Tänzer für diese Rolle empfahl. Uebrigens war es eben dieser andere Tänzer, sein Nebenbuhler, der ihm den größten Verdruß bereitete. Dieser spielte nämlich das neue Drama, das über denselben Gegenstand für ihn geschrieben worden war, mit so vielem Geschmack, und stellte den rasenden Ajax mit solcher Besonnenheit dar, daß er mit dem größten Beifalle für das Verdienst belohnt ward, sich innerhalb der Grenzen des mimischen Spieles gehalten und seine Rolle nicht durch tolle Uebertreibungen gemißhandelt zu haben.

85. Dieses Wenige also, mein Freund, wollte ich dir aus dem Vielen, was über die Leistungen des mimischen Tanzes und über die Studien, die er erfordert, zu sagen ist, in der Absicht vortragen, damit du über meine Liebhaberei für dergleichen Schauspiele minder ungehalten seyn möchtest. Wolltest du dich aber entschließen, selbst einmal an diesem Vergnügen Theil zu nehmen, so bin ich gewiß, daß du bald genug sein Gefangener werden, und dich bis zum Rasen in die Pantomimik verlieben wirst. Da werde ich denn nicht nöthig haben, die Worte der Circe dir zuzurufen:[1]

Wunder ist mir’s, daß nicht der Zaubertrank dich verwandelt!

Denn du wirst allerdings verwandelt werden, aber freilich nicht, um den Kopf eines Esels oder das Herz eines Schweines zu bekommen: sondern im Gegentheil, dein Verstand wird noch vollkommener werden, und du wirst im Vollgefühle deines Vergnügens auch Andern lange Züge von diesem deinem


  1. Odyss. X, 326. Voß.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 904. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0904.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)