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Da du aber nun einmal dem Drama und den Flötenspielern und Cithersängern, die sich öffentlich hören lassen den Vorzug vor dem mimischen Tanze zuerkennest, und, weil sie ihren Platz bei festlichen Wettspielen einnehmen, sie deßwegen für achtbar erklärst, so wollen wir einmal eine Prüfung derselben, im Vergleiche mit dem mimischen Tanze, vornehmen, wiewohl wir dabei das Flöten- und Citherspiel füglich übergehen können, da ja Beides zugleich auch im Dienste der Orchestik steht.

27. Betrachten wir, um die Tragödie kennen zu lernen, nun gleich ihren äußern Aufzug: welch ein fürchterlicher, abscheulicher Anblick! Menschen, zur äußersten Unförmlichkeit aufgestutzt, auf hohen Absätzen wie auf Stelzen einherwankend, mit ungeheuern Masken, die weit über den Kopf hinausragen, und aufgerissenen Mäulern, als ob sie die Zuschauer verschlingen wollten! Nicht zu gedenken der dicken Wattirungen, womit Brust und Bauch umgeben sind, um eine verhältnißmäßige Wohlbeleibtheit zu bewerkstelligen, damit die übermäßige Länge nicht durch die schmächtige Breite zu Schanden werde. Aus jener Larve nun singt oder brüllt vielmehr der Mensch aus Leibeskräften, und steigt bald über Vermögen, bald sinkt er mit seiner Stimme, dehnt und schleppt bisweilen seine Jamben auf’s unausstehlichste, und erzählt uns, was das Ungereimteste ist, seine tragischen Erlittenheiten singend unter Trillern, wobei er übrigens nur für seine Stimme verantwortlich ist, indem für das Uebrige längst schon der Dichter gesorgt hat. Gleichwohl, so lange es nur eine Andromache oder Hecuba ist, die er darstellt, mag man den Singsang so hinnehmen; aber wenn Herkules selbst auftritt,

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 878. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0878.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)