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59. Anstatt aber, wie er sich selbst prophezeit hatte, in einem Alter von hundert und fünfzig Jahren von einem Blitzstrahle getödtet zu werden, starb er, noch nicht volle siebenzig Jahre alt, eines erbärmlichen Todes; denn das eine Bein faulte diesem Sohne des Podalirius ganz und gar bis an die Hüfte ab und wimmelte von Würmern, die sich darin erzeugten. Damals kam es auch an den Tag, daß der Ehrenmann kahl war: er überließ nämlich wegen heftiger Schmerzen seinen Kopf den Aerzten, um einen nassen Umschlag anzuwenden; und als sie Das bewerkstelligen wollten, fand sich, daß es sich nur nach abgenommener Perücke thun ließ.

60. Dieß war denn also von der ganzen Comödie die Catastrophe, die man, so zufällig sie sich ergeben mochte, gleichwohl einer höhern Fügung zuzuschreiben versucht werden könnte. Eine würdigere Leichenfeier hätte einem solchen Menschen wohl nicht gehalten werden können, als der ärgerliche Zank[1] war, welcher sich über den Fortbetrieb des Orakelgeschäftes zwischen den Vornehmsten unter den Eingeweihten in seine Beutelschneiderei erhob, und unter welchen auch ein schon sehr bejahrter Arzt, mit Namen Pätus, sich befand, der in diesem Streite seiner Kunst, so wie seinem grauen Kopfe gleich viele Schande machte. Endlich überließen sie es dem Ausspruche des Rutillian, Wer von ihnen an die Spitze gestellt, und als Uebernehmer des Orakels mit dem hierophantisch-prophetischen Kranze beehrt werden sollte. Allein der Kampfrichter Rutillian hielt für gut, sie Alle zusammt


  1. Anspielung auf die alte Sitte, Bestattungen unter Anderem auch durch Wettkämpfe zu feiern.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 861. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0861.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)