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Dieser Elende wußte freilich nicht, wie vieles Gute jenes Büchlein bei seinen Lesern zu stiften geeignet ist, welche leidenschaftlose Ruhe es ihnen gewährt, welche Freiheit der Seele von Furcht und nichtigen Einbildungen, von thörichtem Wunderglauben, eitlen Erwartungen und üppigen Begierden es verschafft, wie es zur Selbstständigkeit des Denkens, zur Erkenntniß der Wahrheit verhilft und die Köpfe aufklärt und wahrhaft reinigt, nicht aber mit dem Dampfe der Weihfackeln und andern mystischen Fratzen, sondern mittelst des Gebrauches der gesunden Vernunft und freisinnigen Erforschung der Wahrheit.

48. Von den übrigen Stückchen des schändlichen Menschen laß dir noch eines der verwegensten erzählen. Da er in keinem geringen Credit beim kaiserlichen Hofe stand, indem hauptsächlich das Ansehen seines Schwiegersohnes Rutillian ihm dort den Zutritt öffnete, so ließ er während des Krieges in Germanien, den der hochselige Kaiser Marc-Aurel mit den Markomannen und Quaden führte, ein Orakel ergehen, worin er befiehlt, zwei lebendige Löwen nebst vielen wohlriechenden Kräutern unter den kostbarsten Opfern in die Donau zu werfen. Doch das Beste wird seyn, ich setze den Spruch selbst her:

Werft in die Strudel des Ister; des himmelentsprossenen Stromes,
Zwei der Diener Cybélen’s, die wilden Söhne der Berge,
Und was Indiens Sonn’ an Blumen nähret und Pflanzen
Würzigen Duftes: so lautet mein heiliger Wille. Sofort wird
Sieg und herrlicher Ruhm und lieblicher Friede gewonnen.

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 852. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0852.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)