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verhängte ich nicht einmal über Diejenigen, welche mir nach dem Leben getrachtet hatten, wiewohl es, zumal im Anfang einer Regierung, sogar nothwendig seyn kann, dergleichen Schritte zu wagen. Allein ich hoffte, durch Milde, Sanftmuth, Freundlichkeit und unparteiische Behandlung meine Gegner auf eine um so rühmlichere Weise für mich zu gewinnen. Ich beeilte mich also, mit ihnen mich auszusöhnen, und die Meisten von ihnen zu meinen Rathgebern und Gesellschaftern zu machen. Die Stadt selbst war in einem sehr zerrütteten Zustande: ihre frühern Vorsteher hatten eine sehr nachläßige Verwaltung geführt, und das gemeinsame Vermögen bestohlen, oder vielmehr öffentlich und ohne alle Scheu beraubt. Ich stellte ihre Wasserleitungen wieder her, verschönerte sie durch öffentliche Bauten, sorgte durch feste Ringmauern für ihre Sicherheit, vermehrte ihre öffentlichen Einkünfte, indem ich eine sorgfältige Verwaltung anordnete, richtete mein Augenmerk auf die Erziehung der Jugend und die Verpflegung dürftiger Greise, und vergnügte das Volk mit Schauspielen, Austheilungen, Festen und öffentlichen Gastmählern. Dagegen – Jungfrauen entehren, Jünglinge mißbrauchen, Gattinnen entführen, meine Trabanten als Diener der Gewalt aussenden, und als drohender Tyrann auftreten, alles Dieß war mir ein Gräuel, wovon ich nicht einmal reden hören mochte.“

4. „Schon dachte ich darauf, meine Herrschaft wieder niederzulegen, und überlegte nur, wie sich Das mit Sicherheit thun ließe. Denn dieses Alleinherrschen ward mir nachgerade zur Last, und ich fand es eben so gehässig als mühselig, Alles

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 803. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0803.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)