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gegeben. Den er bildete sich ein, es gebe nur Eine Art von Verrücktheit, und Eine und dieselbe Krankheit, meinte er denn, müße sich auch auf die gleiche Weise behandeln lassen. Und da ich ihm nun mit Grund der Wahrheit vorstellte, daß es eine Unmöglichkeit wäre, das Weib zu retten, deren Natur bereits der Gewalt des Uebels unterlegen, so geräth er in den heftigsten Zorn, und behauptet, ich wolle mich absichtlich meiner Pflicht entziehen und die arme Frau ihrem Elende preisgeben. Er macht also mir zum Verbrechen, was doch nur die Schuld der Unvollkommenheit unserer Wissenschaft ist, und reizbar, wie die Menschen gewöhnlich sind, die von heftiger Betrübniß ergriffen werden, grollt er Demjenigen, der ihm freimüthig die Wahrheit sagte. Ich werde also, so gut ich im Stande bin, sowohl mich, als meine Kunst gegen ihn zu rechtfertigen suchen.

8. Ich fange bei dem Gesetze an, in Kraft dessen er die Verstoßung gegen mich aussprechen will, um ihm zu zeigen, daß ihm diese Befugniß nun nicht mehr zustehe, wie das Erstemal. – So wisse denn, Vater, daß der Gesetzgeber nicht allen Vätern und nicht gegen alle Söhne das Recht der Verstoßung eingeräumt, und eben so wenig erlaubt hat, sich dieses Rechtes, so oft ein Vater will, und aus beliebigen Ursachen zu bedienen: sondern so wie er den Vätern zugestanden, ihren Unwillen auf diese Weise die Söhne fühlen zu lassen, so hat er andererseits auch für Letztere gesorgt, damit diese Strafe nicht ungerechterweise über sie verhängt werde. Daher hat er verordnet, daß dieselbe nicht willkührlich und ohne richterliches Erkenntniß verfügt werden, sondern die Sache vor einen Gerichtshof gebracht, und Männer zur Prüfung

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 778. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0778.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)