Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

gethan, was er gesagt haben wird, ehe er Hand an sich legte. Sein Sohn, von Todeswunden durchbohrt, die ich ihm gerade an den unbekleideten Theilen des Körpers beigebracht hatte, weil ich gewiß war, daß dann gleich der erste Anblick die volle Wirkung des Schreckens und des Schmerzes auf den Alten äußern würde, dieser Sohn rief sterbend in den kläglichsten Jammertönen den Vater herbei, nicht daß er – der alterschwache Greis! – als Helfer und Retter, sondern als Zuschauer des Verderbens erschiene, das über sein Haus gekommen war. Ich selbst, der Urheber des ganzen Trauerspiels, entfernte mich nun und überließ die Scene sammt dem Leichname und dem Schwerte in demselben dem Vater, um das Drama zu Ende zu spielen. Dieser erscheint, sieht den Sohn, den einzigen Sohn, in den letzten Zügen, überströmt von Blut, das aus zahllosen tiefen Wunden rinnt, und bricht in die Worte aus: „O mein Kind, wir sind verloren, wir sind gemordet, wir sind als Tyrannen erschlagen! Wo ist der Mörder? Was hat er mit mir vor? Wozu spart er mich auf, da er mich in dir schon getödtet hat? Vielleicht verachtet er mein schwaches Alter? oder will er durch diesen Verzug mich nur desto langsamer durchbohren, durch verlängerte Todesqual mich desto heftiger peinigen?“

21. So spricht er, und unbewaffnet, wie er immer war – denn er hatte sich ja in Allem nur auf den Sohn verlassen – sieht er sich nach einem Schwerte um. Auch das sollte er finden: es war für ihn in Bereitschaft, ich hatte ihm das meinige, um seine letzte That zu vollbringen, absichtlich zurückgelassen. Er reißt es aus der Wunde, und

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 764. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0764.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)