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berauscht; und wie wir sie genauer untersuchten, fanden wir, daß sie inwendig voller Hefe waren. Später kamen wir auf den Gedanken, diese Weinfische mit Wasserfischen zu vermischen, und es gelang uns, das allzu Starke des weinigten Gerichtes dadurch zu mildern.

8. Wir durchwadeten den Fluß an einer Stelle, wo er sehr seicht war, und stießen nun auf eine außerordentlich wunderbare Art von Weinreben. Unten am Boden bestanden sie aus einem sehr kräftigen und dicken Stamme, weiter aufwärts aber waren es Mädchen, die bis auf die Hüften herab an allen Theilen vollkommen ausgebildet waren, gerade wie man bei uns die Daphne malt, wie sie in dem Augenblicke, wo Apoll sie fassen will, zum Baume wird. Aus ihren Fingerspitzen sproßten Schößlinge, die voller Trauben hiengen, und sogar um ihre Köpfe schlangen sich statt der Haare Weinranken mit Laub und Trauben. Freundlich grüßend kamen sie auf uns zu und hießen uns willkommen: die meisten sprachen griechisch, einige auch lvdisch und indisch. Sie küßten uns auch auf den Mund; aber wer geküßt wurde, fühlte sich im Augenblick betrunken und verwirrt. Daß man Beeren von ihnen abpflückte, litten sie nicht, sondern schrieen vor Schmerz laut auf, so wie man welche abreißen wollte. Einige derselben bezeugten sogar Lust, sich mit uns zu begatten, allein zwei meiner Gefährten, die sich verführen ließen, konnten sich nicht wieder losmachen, sondern wuchsen und wurzelten dergestalt mit ihnen zu Einem Gewächse zusammen, daß auch ihnen die Finger in Sprößlinge ausliefen, und Weinranken sich um ihre Köpfe wanden; und es wird

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 689. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0689.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)