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und seltsamen Todesarten zu erzählen. Einer ward an der großen Zehe getroffen und gab auf der Stelle den Geist auf. Der Legate Priskus schrie einsmals etwas stark, und sieben und zwanzig Feinde stürzten todt zur Erde. Sogar die Zahlen der Gefallenen erlaubt er sich falsch anzugeben, ungeachtet die amtlichen Berichte der Feldherrn ihn widerlegen: so seyen in der Schlacht bei Europus von feindlicher Seite gefallen dreimal hundert siebenzig tausend zweihundert und sechs Mann, während die Römer zwei Todte und neun Verwundete gehabt hätten! Das ist nun doch wohl mehr, als ein gesunder Leser sich gefallen lassen kann.

21. Noch muß ich bemerken, was eben nicht unerheblich ist, daß eben dieser Autor in dem ängstlichen Bestreben, das reinste Attisch zu schreiben, sich hat einfallen lassen, sogar die Römischen Eigennamen in’s Griechische umzuformen, so daß er statt Saturninus Kronios, statt Fronto Phrontis, statt Titianus Titanios schreibt, anderer noch viel lächerlicherer Beispiele dieser Art nicht zu gedenken. Derselbe versichert uns, da er von dem Tode des Severianus spricht, daß alle Geschichtschreiber, die ihn durch’s Schwerdt umkommen lassen, falsch berichtet seyen: der Mann habe sich zu Tode gehungert, weil ihm diese Todesart die schmerzloseste geschienen habe. Unser Historiker weiß also nicht, daß Severianus [von der verlornen Schlacht an bis zu seinem Tode] im Ganzen nur, wenn mir recht ist, drei Tage in der Klemme war, daß hingegen der Mensch wenigstens sieben Tage ohne Nahrung ausdauern kann: man müßte denn nur annehmen, Osroës hätte vor ihm gestanden und gewartet, bis Severianus

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 654. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0654.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)