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Die Vorderfüße sind nicht, wie bei einem auf der Seite liegenden Pferdekörper, gestreckt; sondern der eine ist in knieender Stellung mit einwärts gebogenem Hufe; der andere ist auf die Erde gestemmt, gerade wie bei einem Pferde, das im Begriffe ist, vom Boden aufzuspringen. Von den beiden Jungen hält sie das Eine in den Armen empor und reicht ihm die menschliche Brust: das Andere liegt unter ihr und saugt wie ein Füllen. Ueber ihr steht auf einer Anhöhe ein Centaur, wie es scheint, der Gatte dieser säugenden Mutter, und schaut lachend auf sie herab. Er ist übrigens nicht ganz, sondern bloß bis in die Mitte des Pferdeleibes sichtbar. Mit einem jungen Löwen, den er mit dem rechten Arm emporhebt, scheint er seine Kleinen zum Scherze erschrecken zu wollen.

5. Die übrigen Vorzüge dieses Gemäldes, so weit sie sich den Blicken des Laien nicht eben handgreiflich darstellen, und auf welchen gleichwohl der ganze Effekt eines Kunstwerks beruht, als das Richtige und Gelungene der Umrisse, die Feinheit in Verschmelzung der Farben, das Wahre und Angemessene in der Art, wie sie aufgetragen sind, die schickliche Vertheilung von Licht und Schatten, das genaue Verhältniß der Theile zu einander und die ganze Harmonie des Ganzen – Alles das überlasse ich den Jüngern der Kunst zu bewundern, deren Sache es ist, auf dergleichen Vollkommenheiten sich zu verstehen. Was mir an dieser Arbeit des Zeuxis ganz besonders am verdienstlichsten erschien, ist das, daß er auf einem und demselben Bilde die Größe seines Talentes in den verschiedenartigsten Aufgaben erprobt[WS 1] hat. Dem

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: erprob
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 607. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0607.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)