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ein Ziel, das in Bewegung ist, nicht aber feststeht und den Pfeil erwartet, sondern sich ihm auf’s schnellste zu entziehen sucht. Daher schießen sie meist wilde Thiere; Viele treffen sogar die Vögel im Fluge. Wollen sie aber bisweilen an einem feststehenden Ziele die Schnellkraft ihres Bogens versuchen, so zielen sie auf eine hölzerne Scheibe, die vielen Widerstand leistet, oder auf einen mit einer noch frischen Rindshaut überzogenen Schild, und dürfen sich, wenn sie diese durchschießen können, darauf verlassen, daß ihre Geschosse auch durch eine Waffenrüstung dringen werden. Sage also deinem Hermotimus in unserem Namen, daß seine Meister bloß Heubüschel aufgesteckt hätten, nach welchen sie schößen, und daß die bewaffneten Männer, welche sie erlegt zu haben sich rühmten, bloße Schattenbilder von uns gewesen wären, welche sie selbst an die Wand gemahlt hätten. Wenn sie mit diesen fertig geworden, meinten sie, es auch mit uns geworden zu seyn. Aber es ist kein Einziger unter uns, der ihnen nicht zurufen konnte, was einst Achill von Hector und seinen Troern sagte:

– – nicht seh’n sie von meinem Helme die Stirne
Nah herstrahlen mit Glanz; drum trotzen sie – –[1]

So, mein Freund, würden sie sprechen, sowohl Alle insgesammt, als auch jeder Einzelne für sich.

33. Noch könnte allenfalls Plato ein Geschichtchen aus Sicilien, wo er sehr bekannt war, hinzufügen. Der Syracusische Fürst Gelon hatte nämlich das Unglück, aus dem Munde zu riechen, ohne es zu wissen, weil kein Mensch den


  1. Hom. Il. XVI, 70.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 547. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0547.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)