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Hermotimus. Nichts anderes: die Zurechtweisung wäre sehr verdient.

Lycinus. So weit wären wir also Eins. Ob aber auch das Folgende dir gleich sehr, wie mir, einleuchten wird –?

Hermotimus. Was wäre das?

31. Lycinus. Gesetzt nun, jener Philosoph führe fort, und sagte: „Nehmen wir nun den ganz ähnlichen Fall an, Lycinus: Einer, der außer seiner Stoa nichts kennt, wie hier dein guter Freund Hermotimus, und sein Tage nie eine Wanderung nach Plato’s, Epicur’s, oder irgend eines Andern Gebiet unternommen hat, ein solcher sagte also, das Schöne sey nur in der Stoa zu finden, nur was sie sage, sey wahr, alle übrigen Philosophen gehören zum gemeinen Haufen – würdest du nicht mit allem Rechte die Dreistigkeit eines Menschen tadeln, der noch keinen Fuß aus seinem Mohrenlande gesetzt hat, und gleichwohl über Alles, was außerhalb desselben ist, so kühnlich absprechen wollte?“ Was soll ich da antworten? Ich könnte ihm zwar mit allem Grunde entgegen halten, daß aus dem Eifer, mit welchem ich mir die Lehrsätze der Stoiker, die ich nun einmal zu meiner Philosophie machen will, aneigne, nicht gefolgert werden könne, daß ich darum mit den Lehren der Uebrigen gänzlich unbekannt seyn müsse. Denn der Meister trägt uns mitunter auch die letztern vor, indem er jedesmal seine Widerlegung hinzufügt.

32. Dieß könnte ich zwar sagen; aber glaubst du, daß sich ein Pythagoras, Plato und Epikur damit zufrieden geben werden? Oder werden sie nicht vielmehr laut auflachen

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 545. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0545.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)