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36. Gleichwohl könnte dieses Alles, wenn es nur bei den Männern statt fände, noch erträglich gefunden werden. Allein es gibt auch Frauen, die sich viel damit wissen, einen Gelehrten im Solde zu haben, und neben ihrer Sänfte hergehen zu lassen. Denn auch darin glauben sie ein Mittel, zu gefallen, gefunden zu haben, wenn es von ihnen heißt, sie wären hoch gebildet, wären Freundinnen der Philosophie und machten Gedichte, die denen der Sappho um Weniges nachstünden. Daher führen auch sie ihre Rhetoren, Grammatiker und Philosophen mit sich. Was aber das Lustigste ist, so hören sie die Vorträge ihrer Gelehrten nur am Putztische, und während sie sich die Haare flechten lassen, oder über der Tafel an: denn sonst haben sie keine Zeit. Da kann es denn oft der Fall seyn, daß, während der Philosoph in einer moralischen Abhandlung begriffen ist, eine Zofe eintritt und der Gebieterin ein Briefchen ihres Geliebten einhändigt: nun muß der Sittenlehrer stehen und warten, bis diese ihrem Buhlen eine Antwort geschrieben; und dann erst hüpft sie wieder herbei, um die Tugendpredigt vollends anzuhören.

37. Sind denn endlich nach langem Harren die Saturnalien oder großen Quinquatrien [das Minervenfest] herangerückt, und es soll dir irgend ein armseliges Oberkleid oder eine halbdurchsichtige Tunika zum Geschenke gebracht werden, so wird wegen der Kleinigkeit ein großes und gewaltiges Aufhebens gemacht. Zuerst kommt Einer, der im Vorbeigehen gehört hat, wie der Herr zu Rathe ging, was er dir geben sollte: er ist eiligst herbeigelaufen, um dir diese angenehme Nachricht zu bringen, und – sein reichliches Trinkgeld zu holen. Am Morgen des Festtages erscheinen dann wenigstens

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 477. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0477.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)