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Taggeld zu gewinnen), so nimmt sich vielleicht, wenn es gut geht, irgend ein guter Genius, unverhofft erscheinend wie ein Theatergott, deiner an, und du wirst – zu einer Prüfung zugelassen, wie weit du es in Philosophie und schönen Wissenschaften gebracht habest. So angenehm sich dabei der reiche Herr unterhalten mag, der bei dieser Gelegenheit sich loben und glücklich preisen hört, so groß ist deine Noth, da es dir ist, als ob es den Kopf gelte, und Glück oder Unglück deines ganzen Lebens auf dem Spiele stehe. Denn es muß dir dabei sehr natürlich zu Sinne kommen, daß du von keinem Andern angenommen werdest, wenn du in dieser Prüfung unbrauchbar erfunden und abgewiesen werden solltest. Eben so unvermeidlich ist, daß dich jetzt tausend der verschiedenartigsten Empfindungen zerstreuen, Neid gegen Die, welche mit dir zugleich geprüft werden (denn du mußt immer voraussetzen, daß es noch Mehrere gibt, die dasselbe Ziel haben), Unzufriedenheit mit dir selbst, indem dir Alles, was du sagst, ungenügend erscheint, Furcht und Hoffnung, womit du an den Mienen des großen Herrn hängst, und dich vernichtet fühlst, wenn ihm eine deiner Antworten mißfällt, dagegen voll Heiterkeit und froher Erwartung bist, wenn er dich mit gnädigem Lächeln anhört.

12. Zudem ist es immer mehr als wahrscheinlich, daß du viele Widersacher haben wirst, von welchen Jeder einen Andern an diesen Platz schieben möchte, und daher unvermerkt und hinterrücks dir einen Treff zu geben sucht. Und nun stelle dir die ganze unwürdige Scene vor, einen Mann mit langem Barte und grauen Haaren, wie er sich examiniren lassen muß, ob er auch was Rechtes gelernt habe, und

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 451. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0451.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)