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Unwillen. Es war mir nicht anders, als sehe ich einen schwächlichen, verweichlichten, weibischen Burschen die Rolle eines Hercules, Theseus oder Achilles übernehmen, während doch weder Haltung, noch Stimme den Helden bezeichnete, sondern der Tropf unter der gewaltigen Maske sich erbärmlich ausnähme. Würde schon eine Helena und Polyxena sich eine solche bis zur Ungebühr weit getriebene Aehnlichkeit mit ihrem Geschlechte verbitten,[1] wie viel übler würde es Hercules, der Siegprangende, aufnehmen, sich so schmählich zwitterhaft dargestellt zu sehen? Ich denke, dieser würde ihn sammt seiner Herculeslarve mit Einem Keulenstreich zu Boden strecken.

32. Dasselbe ist nun hier der Fall. Es war mir unerträglich, die schamlose Mummerei mit anzusehen, wie Affen sich unterstanden, Heldenmasken vorzunehmen. Sie machen’s, wie der Esel von Kuma. Dieser steckte sich in eine Löwenhaut, und wollte für einen Löwen angesehen seyn. Wirklich gelang es ihm, den unwissenden Kumanern durch sein rauhes Geplärr Schrecken einzujagen; bis endlich ein Fremder, der schon mehr Löwen und Esel gesehen hatte, die Maske ihm abzog und mit Prügeln den Heimweg wies. Was mir aber bei diesem Allem das Schlimmste schien, war dieß: sobald man einen jener Nachäffer einen schlechten oder unanständigen und lüderlichen Streich machen sieht, so geben die Leute sogleich der Philosophie selbst, und demjenigen Philosophen die Schuld, nach dessen Schule der Sünder sich nennt, und von


  1. Man erinnere sich an die Sitte der Alten, weibliche Rollen durch Männer darstellen zu lassen.
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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 391. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0391.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)