Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

nicht blos deine Sache zu führen hast, sondern behalte stets das Gemeinsame im Auge. So wenig wir auch sonst in unsern Ansichten übereinstimmen mögen, so laß dich wenigstens jetzt in keine Erörterung darüber ein; äußere dich auch nicht darüber, welche Vorstellung richtiger als die andere sey: sondern sprich blos deinen Unwillen über die Unverschämtheiten und Schmähungen aus, welche sich Freymund in seinen Schriften gegen die Philosophie überhaupt erlaubt hat. Nimm also durchaus keine Rücksicht auf die verschiedenen Schulen, in die wir zerfallen, und verfechte nur unser gemeinschaftliches Interesse. Bedenke, daß du allein unser Vertreter bist, daß in deinen Händen das Schicksal unserer Sache liegt, und daß es von dir abhängt, ob wir im ehrenvollsten Lichte erscheinen, oder ob alle die Dinge für wahr gehalten werden, welche dieser Mensch über uns ausgesagt hat.

24. Diogenes. Sorget nicht: an mir soll es nicht fehlen; ich werde für Alle sprechen. Und sollte sich wirklich die Philosophie – sanft und mildherzig, wie sie ist – von ihm auf die Seite bringen lassen, und ihn lossprechen wollen, so werde ich wenigstens das Meinige thun und ihm zeigen, daß unser Eins seinen Knüttel nicht zum Spaße führt.

Philosophie. O das sey ferne: Viel vernünftiger ist es ja, dergleichen mit Worten, als mit Prügeln auszumachen. Beginne nun, Diogenes. Das Wasser ist aufgegossen,[1] die Blicke der Versammlung sind auf dich gerichtet.


  1. Die Zeit, vor Gericht zu reden, wurde beiden Theilen nach der Wasseruhr zugemessen.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 385. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0385.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)