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Wahrheit. So kommt denn alle, weil ihr doch, wie es scheint, beim Gerichte nöthig seyd.

18. Aristoteles. Siehst du, Philosophie, wie er die Wahrheit gegen uns zu gewinnen sucht?

Philosophie. Ihr werdet doch nicht etwa besorgen, die Wahrheit selbst möchte ihm zu Gefallen zur Lügnerin werden?

Plato. Nun das wohl eben nicht: aber – man kann nicht wissen, er ist ein schmeichlerischer, abgeführter Bursche: es könnte ihm doch gelingen, sie zu beschwatzen.

Philosophie. Seyd gutes Muths, die Gerechtigkeit ist bei uns: da wird Niemanden Unrecht geschehen. Laßt uns nun gehen.

19. Sag’ an, Beklagter, wie ist dein Name?

Lucian. Freymund, Wahrliebs Sohn, Ueberweisers Enkel.

Philosophie. Was für ein Landsmann?

Lucian. Ein Syrer, aus den Gegenden am Euphrat: doch was schadet dies? Kenne ich doch auch von diesen meinen Gegnern Mehrere, die nicht minder, als ich, barbarischer Abkunft sind, ohne daß Erziehung und Sitten den Landsmann von Soli, Cypern, Babylon und Stagira verrathen.[1] Und in deinen Augen würde auch der nichts verlieren, dessen Mundart barbarisch klänge: wenn nur seine Denkart gesund und richtig ist.


  1. Chrysippus war aus Soli in Cilicien, Zeno aus Cittium in Cypern. Diogenes der Stoiker aus Babylon, Aristoteles aus Stagira in Macedonien.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 381. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0381.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)