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der Ziegenhirt eine Ziege; ein Anderer liefert Weihrauch oder Honigkuchen. Der Arme versöhnt seinen Gott auch wohl mit einem bloßen Handkusse. Das Thier aber wird (um auf die Opfer zurückzukommen) bekränzt, und damit nichts Unreines geopfert werde, zuvor genau untersucht, ob es vollkommen tadellos ist; dann führt man es zum Altare und schlachtet es im Angesichte des Gottes. Wenn nun das arme Thier jammervolle Töne von sich stößt, so werden sie, wie natürlich, als Laute guter Vorbedeutung ausgelegt, und das Röcheln seiner hinsterbenden Stimme ist die Musik zu dieser feierlichen Handlung. Wie kann man zweifeln, daß das Ganze den Göttern ein höchst genußreiches Schauspiel seyn müsse?

13. Eine Tafel mit einer Aufschrift verbietet zwar den Zutritt innerhalb jener Weihwassergefäße Jedem, der nicht reine Hände habe: dem ungeachtet steht der Opferpriester selbst mit Blut über und über besudelt mitten im heiligen Kreise, zerstückt wie ein zweiter Cyclop das geschlachtete Thier, löst die Eingeweide und reißt das Herz heraus, umgießt den Altar mit dem Blute, und verrichtet, was weiß ich was für manche andere heilige Ceremonien. Hierauf wird das Feuer angezündet, der Priester legt die Ziege sammt ihrem Fell, das Schaf mit seiner Wolle auf die Flamme, und nun wallt jener köstliche, götterwürdige Opferdampf hoch empor, und verbreitet sich allmählig durch den ganzen Himmel. Den Scythen hingegen sind thierische Opfer für die Götter zu gemein: sie bringen daher ihrer Diana Menschen dar, und erwerben sich so das besondere Wohlgefallen dieser Göttin.

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 338. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0338.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)