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mit Gefahren vertraut, wie Keiner, nun auf einmal so niedrig von sich denkt, das ist große Schande und widerspricht gar sehr deinen bei Lebzeiten verrichteten Thaten. Hast du doch selbst einen glorreichen Tod dem noch so langen Leben vorgezogen, welches du als König, aber ruhmlos, in Phthiotis hättest führen können.

2. Achilles. Ach Nestoride, damals kannte ich diesen Zustand noch nicht. Unwissend, was das Bessere wäre, gab ich dem elenden Bischen Ruhm vor dem Leben den Vorzug. Jetzt aber weiß ich, wie so eitel und unnütz dieser Ruhm mir ist, was auch die Leute da oben davon singen und sagen werden. Hier unter den Schatten ist Gleichheit der Ehre. O mein Antilochus, Schönheit und Stärke sind dahin: Alle liegen wir hier, in Nichts von einander unterschieden, von derselben Finsterniß eingehüllt. Die Schatten aus Troja fürchten mich nicht, die Achäer ehren mich nicht. Die genaueste Gleichheit herrscht, und der Schlechteste wie der Edelste – Einer ist todt wie der Andre. Dieß ist mein Kummer, und darum beklage ich es, daß ich nicht lebe, und wäre es auch nur als Tagelöhner.

3. Antilochus. Was will man machen, Achilles? Die Natur hat es so gewollt, daß Alle ohne Ausnahme sterben müssen. Diesem Gesetze müssen wir uns also ohne Gram und Kummer fügen. Ueberdieß siehst du ja, wie viele deiner Freunde du um dich hast: auch Ulysses wird in Kurzem hier seyn. Es liegt also doch immer ein Trost in dem Gedanken, nicht der Einzige zu seyn, der leidet, sondern sein Ungemach mit Andern zu theilen. Du siehst hier den Herkules, den Meleager, und andere wunderwürdige Männer, von denen

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0248.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)