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Cnemon. Warum ich böse bin? Weil ich Pinsel mich überlisten ließ, und mit Uebergehung derjenigen, in deren Händen ich mein Vermögen am liebsten gesehen hatte, einen andern Erben wider Willen hinterließ.

Damnippus. Wie gieng das zu?

Cnemon. Dem steinreichen und kinderlosen Hermolaus machte ich in der Erwartung den Hof, ihn bald sterben zu sehen; und er ließ sich meine Aufwartung recht gerne gefallen. Da glaubte ich es recht pfiffig anzugehen, wenn ich ein Testament bekannt werden ließe, worin ich ihm mein ganzes Vermögen vermachte; denn ich dachte, er werde ehrliebend genug seyn, ein Gleiches zu thun.

Damnippus. Und that er es wirklich?

Cnemon. Was er in seinem Testamente geschrieben, weiß ich nicht. Denn ich mußte unversehens die Welt verlassen, weil mir das Dach über dem Kopf zusammenstürzte. Und nun hat Hermolaus mein Vermögen, wie ein Meerwolf den Hamen sammt dem Köder, verschlungen.

Damnippus. Ja, und den Fischer dazu. Du hast also die Falle dir selbst gestellt.

Cnemon. Nicht anders: und eben das ist’s, worüber ich heulen möchte.


IX. Simylus und Polystratus.

1. Simylus. Kommst du endlich auch zu uns, Polystratus? Du bist gewiß nicht viel weniger als hundert Jahre alt geworden.

Polystratus. Acht und neunzig, mein lieber Simylus.

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0222.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)