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IV. Des Proteus Verwandlungen.
Menelaus. Proteus.

1. Menelaus. Nun – daß du zu Wasser werden könnest, Proteus, ist nicht eben unglaublich, da du ohnedieß eine Meernatur bist: auch zu einem Baume will mir noch gefallen lassen; sogar daß du bisweilen in einen Löwen dich verwandelst, ist noch nicht über allen Glauben: aber daß ein Meerbewohner, wie du, zu Feuer soll werden können, ist mir zu wunderbar, um es für wahr zu halten.

Proteus. Wunderbar oder nicht, mein lieber Menelaus: es ist nun einmal so.

Menelaus. Ich habe es zwar selbst auch gesehen: aber, freimüthig zu gestehen, ich glaube, es ist ein bischen Gaukelei bei der Sache mituntergelaufen, indem du die Augen der Zuschauer zu täuschen wußtest, und in der Wirklichkeit weder zu Feuer, noch zu sonst etwas Anderem wurdest.

2. Proteus. Wie sollte denn in einer so in die Sinne fallenden Sache irgend ein Betrug möglich seyn? Hast du denn nicht mit offenen Augen gesehen, in welche Gestalten ich mich verwandelte? Wenn du nun so ungläubig bist, mein Bester, und dir einbildest, die ganze Sache wäre nur Lug und Trug, und es werde dir ein Blendwerk vorgemacht, so darfst du ja nur, wenn ich wieder Feuer werde, die Hand nach mir ausstrecken, um sogleich zu wissen, ob ich nur aussehe wie Feuer, oder auch brennen kann.

Menelaus. Die Probe ist nicht zuverläßig, Proteus.

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0188.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)