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XXIV. Merkur’s Klagen.
Merkur. Maja.

1. Merkur. Giebt es wohl, liebe Mutter, im ganzen Himmel einen geplagtern Gott, als mich?

Maja. Sage doch nicht so etwas, mein Sohn!

Merkur. Warum soll ich es nicht sagen? Ich, der ich eine Menge von Geschäften zu besorgen habe, immer allein arbeiten und mich zu so vielen Knechtsdiensten herumzerren lassen muß? Morgens mit dem Frühsten muß ich aufstehen, und den Speisesaal auskehren, die Polster im Rathszimmer zurechte legen, und wenn Alles an Ort und Stelle ist, bei Jupitern aufwarten, und den ganzen Tag mit seinen Botschaften auf und ab den Courier machen. Kaum zurückgekommen und mit Staube noch bedeckt, muß ich die Ambrosia auftragen, und ehe der neugekaufte Mundschenk da war, hatte ich auch den Nektar einzuschenken. Und, was noch das Aergste ist, ich bin der Einzige, dem man auch des Nachts keine Ruhe läßt: denn da muß ich dem Pluto die Seelen der Verstorbenen zuführen, und beim Todtengerichte Aufwärtersdienste thun. Denn es ist nicht genug an den Arbeiten des Tages, daß ich den Ringübungen anzuwohnen, den Herold in den Volksversammlungen zu machen, den Volksrednern beim Einstudiren ihrer Vorträge zu helfen habe; nein, ich muß, in so viele Geschäfte zerstückelt, auch noch das gesammte Todtenwesen mitbesorgen.

2. Die Söhne der Leda sind doch nur einen Tag um den andern, der eine im Himmel, der andere in der Unterwelt: ich hingegen habe tagtäglich an beiden Orten zu thun.

Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0176.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)