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Auch Schläge hat er schon von mir mit dem Pantoffel auf den Hintern bekommen. Für den Augenblick ist er dann freilich ganz demüthig und bittet um Verzeihung; aber ehe man sich’s versieht, ist Alles wieder vergessen. –

2. Aber sage mir, ist Endymion schön? Die Schönheit des Gegenstandes tröstet ja leicht über das Unglück des Verliebtseyns.

Luna. In meinen Augen ist er vollkommen schön, zumal wenn er auf seinem über den Felsen gebreiteten Mantel schläft: die linke Hand hält nachläßig einige Pfeile, die ihr allmählig entgleiten; der rechte Arm ist über den Kopf gebogen, so daß die Hand mit lieblicher Grazie auf sein Gesicht zu liegen kommt. So liegt er in Schlummer aufgelöst, und sein Athem duftet süß wie Ambrosia. Da lasse ich mich denn ganz leise herab, nähere mich ihm auf den äußersten Fußspitzen, um ihn ja nicht zu wecken, und – – sollte ich einer Venus das Weitere erst sagen müssen? Genug – diese Liebe verzehrt mich.


XII. Rhea und Attis.
Venus. Amor.

1. Venus. Siehe, mein Kind, was du anrichtest. Ich sage nichts davon, was du Alles die Menschen auf der Erde gegen sich und gegen Andere zu begehen verleitest. Aber wie du es im Himmel treibst? Verwandelst du nicht den Jupiter in alle Gestalten, wie es dir jedesmal einfällt, ziehest die Luna vom Himmel herunter, und verleitest den Helios,

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0144.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)