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verständen, sondern hierin gegen die Gesetze der Natur sündigten, die Gränzen verwirrten, von ihrer Sinnlichkeit den Geist niedertreten ließen, der Wollust – wie jene Dichter sagen – neben der Thüre mit Gewalt einen Eingang machen wollten, und was dergleichen grobe Verstöße gegen die rechte Art zu genießen, wie er es nannte, mehr sind.

32. Aus demselben Grunde (gerade wie einst Momus den Neptun tadelte, daß er dem Stier die Hörner nicht vor die Augen gesetzt habe) fand er die Thorheit derer, welche Kränze auf dem Kopfe tragen, lächerlich, weil sie den rechten Ort dafür nicht wüßten. Denn, sagte er, wenn es ihnen um den Duft der Veilchen und Rosen zu thun ist, so sollten sie ihre Kränze unter der Nase anbringen, um möglichst viel von dieser Wollust einziehen zu können.

33. Ferner ergoß sich sein Spott über den erstaunlichen Eifer, womit diese Leute für die Besetzung ihrer Tafeln sorgen, über die Mannigfaltigkeit, die sie dem Geschmack ihrer Speisen, die künstliche Zubereitung, die sie ihren Leckerbissen geben. Wie viele Mühseligkeiten, sagte er, lassen sie sich nicht gefallen, aus Liebe zu einem augenblicklich vorübergehenden Gemüthe? Um der vier Daumen breit willen, als welches das Maaß des längsten menschlichen Gaumens ist, giebt es kein Opfer, zu welchem sie sich nicht entschließen. Und doch haben sie, ehe sie ihre theuer gekauften Bissen in den Mund stecken, eben so wenig einen Genuß von denselben, als das Gefühl der Sättigung von verschlungenen Köstlichkeiten angenehmer, denn von den wohlfeilsten Speisen ist. Also bleibt nur der Augenblick des Wanderns durch den Mund für den Genuß der Dinge übrig, die so theuer bezahlt worden

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Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0055.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)