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lebensfähig sind, denn die mikroben sind es, die unablässig arbeiten, den boden zu zerkleinern. Sie sind die mühle des fürsten Kropotkin. Und nun verlangt Migge, daß um zwölf uhr mittags die sonnenstrahlen den garten voll beleuchten, daß es während dieser zeit, wenn die sonne am höchsten steht, in keinem garten schatten gibt. Dadurch erreichen wir ein gleiches sonnenlicht für alles. Es folgt daraus, daß die gärten alle von norden nach süden gerichtet sein müssen:

Um zwölf uhr mittags gibt es dann nur sonnige gärten. Rechts und links stehen die mauern. Für den fall, daß zwei siedler die mauerumfriedung ihrer gärten zusammenlegen, so hat der eine siedler morgens volle westsonne, der andere siedler volle ostsonne auf seiner mauer, am abend ist es umgekehrt. Diese mauern werden mit spalierobst bepflanzt. Bäume hat es im garten überhaupt nicht zu geben. Der baum ist ein unsoziales wesen. Er gibt seinen schatten nicht dem, der ihn haben will, sondern gewöhnlich dessen nachbar. Ein baum im garten ist ein unglück, eine ursache von zank und streit. Außerdem weigert sich der deutsche, einen baum zu fällen; der deutsche ist nicht wie der amerikaner, der jeden baum fällt, wenn sein erträgnis nachläßt. Wenn sie an Leipzig

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Adolf Loos: Adolf Loos – Sämtliche Schriften. Herold, Wien, München 1962, Seite 410. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loos_S%C3%A4mtliche_Schriften.pdf/412&oldid=- (Version vom 1.8.2018)