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vor der lieben Langeweile zu retten neben Hofnarren auch Zwerge hielt, welche um so höher geschätzt wurden, je garstiger und widersinniger sie gebildet waren.

Was der Prinz auch einwenden mochte, der Vater bestand auf einen so verzerrten Zwerg.

Als er das kindisch eigensinnige Verlangen seiner Gemahlin vortrug und tausend Bedenklichkeiten äußerte, lachte dieselbe und sagte: „Diese Aufgabe ist leichter, als Euer Herr Vater wohl gedacht hat, denn den kleinen Mann, welchen derselbe verlangt hat, findet er bis aufs Haar in meinem Bruder Schaibar, der eine ehrliche Haut ist, nur ist er blutdürstig und fürchterlich rachsüchtig, wenn man ihn beleidigt hat. Ich will ihn kommen laßen, aber erschreckt nicht vor seiner fürchterlichen Gestalt.“

„Ist er Euer Bruder, versetzte fein der Prinz, so kann ich ihn ja nicht mit Furcht und Abscheu, sondern nur mit Liebe und Ehrfurcht ansehen.“

Schaibar wurde durch ein auf Kohlen gestreutes Räucherwerk herbeigerufen und trat mit gebietrischem Schritte ein. Sein dicker Bart starrte dreißig Fuß lang vorweg und sein eben so dicker Knebelbart ging weit bis über die Ohren hinauf und bedeckte ihm das Gesicht. Die kleinen Schweinsaugen lagen tief im Kopfe, der mit einer spitzen Kappe bedeckt war; dabei hatte er vorn und hinten einen Buckel.

„Was ist das für ein Mensch?“ fragte er die Fee mit funkelnden Augen, indem er auf den Prinzen zeigte, welchen ein kaltes Grausen überlief. Als ihn aber seine Schwester Bericht gethan und um Verzeihung gebeten hatte, ihn nicht zur Hochzeit eingeladen zu haben, indem er damals mit einem Kriegszuge