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begehen, richtet viel Händel an, und wird einmal in künftigen Zeiten in Schlachten Wunderdinge verrichten. Die Menschen werden es nämlich nach zehntausend Jahren erfinden und es ebenfalls Lebenswaßer, oder Aquavit oder wohl auch Brantwein nennen.“

Der Prinz kam Allen getreulich nach. Die Löwen brüllten zuerst und fraßen alsdann, ohne sein zu achten. Das Waßer wurde geschöpft und die Rückkehr war sicher. Aber zwei der Löwen folgten ihm nach. Der Prinz zog seinen Säbel, sahe aber bald, wie freundlich dieselben waren und vertrauete ihnen. Einer derselben ging seitwärts in einem Bogen um ihn herum, um einige Schritte vor ihm vorauszukommen und ihm voran zu gehen; der andere ging hinter ihm drein. Beide schienen ihn schützen zu wollen, sie begleiteten ihn aber nur bis an die Pforten des Königspalastes und kehrten friedlich im schnellen Trabe zurück.

Als der Prinz das Lebenswaßer gebracht hatte, dankte ihm der König abermals mit vielen schmeichelnden Worten, die Veziere aber ärgerten sich, daß derselbe der Gefahr entgangen sei.

Wieder ein neues Stück hatte die Hexe ersonnen, deßen Wirkung gewiß unfehlbar sein sollte. Der König forderte, als ein großer Liebhaber von Seltenheiten, einen kleinen Mann, anderthalb Fuß hoch, mit einem schwarzen Barte von dreißig Fuß Länge, der auf der Schulter eine eiserne Keule von fünfhundert Pfund trüge und mit derselben so leicht als mit einem Spatzierstöckchen handthieren, aber zugleich sprechen könnte. An einem solchen Kerlchen hätte er dann eine Seltenheit, wie man sie an keinem Fürstenhofe fände, an welchen man schon damals, um sich