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Man führte sie in dem Palaste herum, um allen Augen verblendenden Glanz und alle Pracht deßelben zu sehen, und zuletzt brachte man sie in einen Saal, wo Paribanu auf einem goldenen Thron saß, umgeben von Schaaren von Feen, deren Schönheit überirrdisch war. Sie wollte vor Paribanu niederfallen und danken, die aber kam ihr zuvor und sagte: „Ich freue mich, liebe Frau, daß Ihr so bald wieder hergestellt seid. Laßet Euch noch, wenn es Euch ergötzt, in den übrigen Zimmer meines Palastes und auch in meinen Gärten umherführen, erquickt Euch dann, und setzet Eure Reise glücklich fort!“

Sie ließ sich umherführen und das Erstaunen über alle die Wunder, die sie sahe, verschloßen ihr den Mund; und als sie von den Führerinnen hörte: dieß sei unter sieben tausend Palästen, die ihre Gebieterin in dem unermeßlichen Umfang ihres Reiches besäße, grade der geringste, wurde es ihr schwindelnd.

Unter mancherlei Gesprächen kam sie bis zur eisernen Pforte, wo man sie heraus ließ. Kaum hatte sich die Pforte hinter ihr wieder geschloßen, als sie sich umkehrend dieselbe genau ins Auge faßen und Platz und Stelle merken wollte. Aber es war keine Pforte vorhanden.

Die Zauberin eilte, dem König Bericht zu erstatten, und als es geschehen war, verstärkerte sie den Verdacht des Königs, indem sie sagte: der Prinz werde ja wohl aus Ehrfurcht und Kindesliebe nicht nach dem Throne des Vaters trachten, aber wer bürge denn für die ehrgeitzigen Absichten seiner Gemahlin? Seine Majestät möchten immer geruhen ihre ganze Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand zu richten. Derselben Meinung waren die Günstlinge, die auch anwesend waren, und weil sie entschloßene Maaßregeln liebten, riethen sie, den Prinzen mit seinem Gefolge beim nächsten