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erfreut, seine Prinzen so vernünftig und alle Verwirrungen gehoben zu wißen, und bildete sich auf seine Weisheit nicht wenig ein.

Aber wie betroffen war der König, als die Prinzeßin hartnäckig die Wahl verweigerte. Wie kann ich denn wählen? allergnädigster Oheim, sagte sie, da ich sie alle drei gleich lieb habe, weil sie alle gleich schön, gleich weise und gleich liebenswürdig sind.

Es ist meinem Herzen unmöglich eine Wahl zu treffen, zumal da ich mittelst derselben dem Einen einen Vorzug zu geben schien und die beiden Andern betrüben müßte. Nein, gnädigster Herr, wählet Ihr selbst, welchen ich als meinen Gemahl ehren und lieben soll.“

Gegen so viel Zartheit konnte der arme König mit aller seiner Weisheit nicht auskommen, und quälte sich Tag und Nacht um einen andern Ausweg zu finden. Endlich fand er einen, der ihm ganz vorzüglich zu sein schien.

„Gehet auf Reisen, meine Söhne, redete sie der Vater an; und wähle sich Jeder ein eigenes Land, das er besuchen will. Wer mir nach einem Jahre die wundersamste Seltenheit mitbringt, der soll die Prinzeßin haben.“

Bei sich selbst dachte auch der König noch, daß während der Zeit eines Jahres schon manche Liebe sei vergeßen worden, und neue Gesichter neue Neigungen erzeugt hätten. Ueberdieß glaubte er noch mit Recht, es könnte den Herren Söhnen sehr zuträglich sein, einmal eine zeitlang fremdes Land und Volk, fremde Kunst, Art und Sitte zu sehen.

Die Prinzen ritten nach einigen Tagen als Kaufleute verkleidet fort, jeder von einem vertrauten Hofbedienten begleitet, der als Sklave verkleidet war, und nöthingenfalls seinem jungen Herrn ein wenig Verstand leihen konnte.

In dem ersten Nachtlager, neben welchem sich der Weg nach