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Liebling des Hofes, deßen erste Minister ihn täglich besuchten, sich seines Wohlseins zu versichern und ihre Ergebenheit ihm zu bezeugen; so ward er der Liebling des Heeres und des Volks. Der König vertraute ihm sogar die Oberaufsicht über die neun und vierzig Prinzen, seine Brüder, und glaubte ihn dadurch am höchsten zu ehren.

Daß der König ihn so sehr liebte, verdroß schon die Prinzen, aber als er nun gar ihr Hofmeister wurde, fingen sie an höchst erbittert auf ihn zu werden, um so mehr, da er nicht nur eben so jung war als sie, sondern auch aufs Hofmeistern sich recht gut verstand.

Wie sollten sie seiner nun los werden? – Gern hätten sie ihn ermordet, aber das war nicht thulich. „Laßt uns ihn mit List ins Verderben locken,“ sprach der Eine, der von den Hofpagen und Kammerjunkern und Offiziren der Leibwache mancherlei List gelernt hatte. Wir bitten den Oberhofmeister um Erlaubniß zur gefahrlosen Jagd; er gewährt sie, wir aber wenden uns zu einer entfernten und unbekannten Stadt und verweilen dort eine Zeitlang. Der König wird unseres Ausbleibens wegen unruhig; er wird ängstlich; er wird grimmig gegen unsern Herrn Aufseher, und läßt er ihn nicht hinrichten, welches am vernünftigsten wäre, so jagt er ihn doch gewiß zum Popanz, und wir sind ganz unschuldig!“

Die Brüder erstaunten über den Witz dieses Anschlags und priesen denselben, und erbaten sich Erlaubniß zur Jagd, die sie unter dem Versprechen deßelben Tages wieder zu kommen erhielten.

Sie waren drei Tage abwesend, als der König nach ihnen fragte und Kodadad ihm sagte, sie hätten auf Einen Tag Erlaubniß zur Jagd erhalten. Der König wurde zwar unruhig, jedoch meinte er, neun und vierzig wohlbewaffneten starken jungen Leuten könnte eben kein großer Unfall begegnen. Als er jedoch am siebenten Tage