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die aber möge ihn durchaus nicht haben. Er habe ihm schon die kostbarsten Brautkleider geschenkt, allein sie wolle dieselben nicht anziehen. Darüber wunderte sich alle Welt gar sehr.

Da der Unhold aber dachte, er wolle das Mädchen zur Heirath schon zwingen, so waren die Gäste bereits gebeten und kamen in kurzer Zeit wohl hundert oder tausend Meilen weit her, denn die Meilen mochten damals wohl sehr klein sein. Die Gäste kamen, aber das half doch Alles nichts, es wurde doch keine Hochzeit.

Die gute Fee war auch mit unter den Gästen, denn sie hatte sich wieder in ein Mäuschen verwandelt und kroch in ein Kämmerchen neben dem Gänsestall, worin das Gänsemädchen wohnte. Da lagen die kostbarsten Kleider, Bänder, Spitzen, Ringe und kostbare Steine auf dem Boden neben dem Mädchen, das Mädchen aber war gar schlecht gekleidet und dennoch sahe es die prächtigen Sachen nicht einmal an.

Jetzt nun trat der Prinz Unhold zum Gänsemädchen und sagte: „Nun ists hohe Zeit, du nichtswürdiges Ding; nimm mich und habe mich lieb, oder ich schlage dich rein todt!“ Das Mädchen aber hatte Herz und antwortete: „Wer kann dich denn lieb haben? Du bist ja gar nicht liebenswürdig, sondern abscheulich. Ja! an deine häßliche Ungestalt wollt ich mich wohl noch gewöhnen, denn die hast du dir nicht selbst gegeben, aber du bist auch so boshaft und grausam und tückisch. Darum will ich dich nicht und mag dich nicht. Schlage mich lieber nur todt, das ist viel beßer für mich.“

Der Unhold wußte nicht, was er anfangen sollte und ging fort. Die kleine Maus aber verwunderte sich über den Muth des Mädchens, aber noch mehr über seine wunderherrliche Schönheit.

Am andern Morgen trat die Fee in Gestalt einer Hirtin zum Mädchen, als es die Gänse wieder hüthete und fragte nach Allen.