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hin. Sie sahe noch einmal nach der väterlichen Burg zurück; aber da, wo sie gestanden hatte, war der Himmel blutroth von Flammen, die aufstiegen und niedersanken. Sie wußte, woran sie war, und schlief weinend ein.

Des andern Tages gab ihr eine gutherzige Bäuerin Brodt und Milch; sie tauschte von derselben grobe Bauernkleider ein und kam mit Fuhrleuten, die Kaufmannsfracht brachten, nach Augsburg.

Womit sollte sie sich erhalten? Der armen verlaßenen Ritterstochter blieb nichts übrig als Magddienst zu suchen, den sie nicht sogleich fand, da sie nicht sagen durfte, wer und woher sie sei.

Es hatte zur selben Zeit ein hoher und reicher schwäbischer Graf, Konrad, einen prächtigen Palast in Augsburg, den er aber nur im Winter bewohnte, denn im Sommer zog er auf seinen großen Gütern, oder zu seiner Lust in der Welt umher. Die Schließerin in dem Palaste war als ein böser Drache in der ganzen Stadt bekannt. Sie hieß Frau Trude.

Eines Tages hatte Frau Trude das Gesinde mit ihrem Schlüßelbunde und mit Töpfen und Besenstielen so wacker zerarbeitet, daß es größtentheils davon gelaufen war. Da kam Mathilde und bat um Dienste. Sie hatte sich unkenntlich gemacht, hatte sich eine hohe Schulter gepolstert; Gesicht und Hände mit Rußwaßer gewaschen, um gelb auszusehen wie eine Zigeunerin, und das schöne Lockenhaar hatte sie unter einem groben Tuche versteckt.

Als sie Frau Trude gefragt, ob sie waschen und platten, nähen, spinnen, stricken, kochen, braten und backen könne und Mathilde Alles bejahete, da nahm sie dieselbe zur Küchenmagd an.

Mathilde war so sanft, so fleißig und geschickt, daß das alte böse Stück Weib fast immer milder und beßer wurde. Sie ward