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Im Augenblick war sie es geworden und vergoß häufige Thränen und neigte den Kopf zu Beders Füßen, er aber führte sie zum Stall, und wollte sie satteln und zäumen laßen, aber seltsamer Weise wollte kein einziger Zaum paßen. So ließ er denn durch einen Stallknecht die Stute zu dem Greise hinführen, der bald einen Zaum fand, womit er sie aufzäumte.

„Nun, Herr, sagte der Greis, seid Ihr frei, und werdet wohl thun auf diesem Thiere in Euer Reich zu reiten. Solltet ihr daßelbe einmal verkaufen, so behaltet den Zaum.

Beder ritt fort und kam nach sieben Tagereisen in eine große Stadt, wo ihn ein neugieriger Greis anredete und mit ihm ins Gespräch sich einließ. Darüber kam ein altes, ziemlich zerlumptes Weib herbei, welches sich das Pferd genau besahe. „Ach Herr, sagte die Frau, wenn Ihr das Pferd mir abließet, so wollt ich Euch ewig loben.“ Sie erzählte, ihr Sohn habe ein Pferd gehabt, das sei diesem so ähnlich, daß man Beide gewiß nicht würde haben unterscheiden können; aber es sei vor vier Tagen gestorben und er sei darüber so außer sich, als sei ihm Gott und alle Welt abgestorben. „Ach, wie glücklich wär ich, setzte sie recht kläglich hinzu, wenn der gnädige Herr mir dieses Pferd abließe!“

Als das Weib allzudringend wurde, wollte sich Beder dadurch von ihr losmachen, daß er sagte: „Ich will Euch das Pferd ablaßen, aber nicht unter fünftausend Goldstücken!“ So viel, dachte er, kann ja das zerlumpte Weib nimmermehr besitzen. Aber wie erschrack er, als die Frau sagte: „Es gilt! und zwei große Beutel mit Gold unter der Kleidung hervorzog, die sie so leicht hob, als wären es Pflaumfedern.

Beder erschrack nun über seine Unvorsichtigkeit und sagte, mit dem Verkaufe sei es ja nur Spaß, denn er könne das Pferd nicht