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sich ohne Noth auszugehen, der boshaften Königin wegen, die Ihnen viel Gewalt und Schaden that. Man hielt sich darum möglichst eingezogen. Dennoch war es nach einigen Wochen der Königin zu Ohren gekommen, welch einen wunderschönen Neffen der Greis habe, und wenige Tage darauf ritt sie mit ihrem Hofstaat, worunter auch schöne Jungfrauen waren, im Glanz durch die Stadt. Man wußte voraus, wenn sie kam, denn alles Volk mußte alsdann aus seinen Häusern auf die Straße und: Vivat! rufen, bis ihm die Kehle heiser war, und mußte sich entzückt stellen, obwohl es im Herzen die böse Hexe verfluchte.

Sie kam und war bald bei der Bude des Greises, mit dem sie sich in ein freundliches Gespräch einließ. Es schien, als ob sie, nur wie von ohngefähr, den schönen Jüngling bemerkte.“ „Der darf nicht, sagte sie, in dieser Bude versauern. Er soll an meinem Hof glänzen, wie ein Morgenstern, und ich will ihn so hoch machen, als noch Keiner auf Erden gewesen ist!“

Der Greis suchte unter vielerlei Vorwand den Neffen zu behalten; die Königin hatte aber noch listigern Vorwand denselben zu begehren, und da der Neffe, von der Königin Schönheit verblendet, ganz stumm sich verhielt, so willigte der Alte ein, doch bat er sich aus, den Jüngling noch einen Tag zu behalten.

Diesen Tag benutzte der Greis denselben über sein Betragen zu unterrichten. Er gab ihm zugleich zwei kleine Kuchen mit, von welchen er sagte, sie würden sich frisch und wohlschmeckend erhalten. „Neun und dreißig Tage, sagte er, könnt Ihr sicher sein, aber in der Nacht drauf schleicht auf Socken in das Kabinet, das am Zimmer der Königin sich findet; sehet durch das Loch in der Tapete rechter Hand, durch welches das Licht aus dem Zimmer fällt, und wenn Ihr sie Dieß und Das thun