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Er richtete und schlichtete Alles selbst, so viel nur möglich; er richtete alle Anstalten beßer ein; er gab große Summen für Wittwen und Waisen, für Greise und Verlaßene her; er reiste im Lande verkleidet herum, zu sehen, ob Alles wohl zustehe; er ließ sein Volk nicht von den Soldaten placken und mißhandeln, weil sie von der Arbeit und dem Fleiße des Volkes leben müßten; er erlaubte dem Mächtigen keine Gewaltthätigkeiten; er ließ die Lehrer seines Volkes reichlich besolden, und wollte das Volk gern selbst zum Gefühl der echten Menschenwürde und der angebornen unverlierbaren Menschenrechte erheben; – mit einem Worte er war ein König, wie sie nicht immer alle gewesen sind, und sein Volk liebte ihn, so roh es auch noch war.

In einigen Jahren schon war Alles im Lande in der löblichsten Verfaßung, als der alte Herr, sein Vater, starb, der an dem Sohne seine herzinnige Freude gesehen und Gülnaren tausendmal die Hand dankbar dafür gedrückt hatte, daß sie ihm solch einen Sohn geboren hätte. Er starb, weil er nun eben nichts mehr auf der Erde zu thun hatte, und wurde beklagt, wie es Sitte war, und Beder regierte fort. Aber der König Saleh kam mit Mutter und Nichten um Gülnaren und Beder zu trösten, und vielleicht auch um zu sehen, wie der neue König regiere und ihm mit ihrem Rath auszuhelfen. Das wollte insonderheit die alte Dame, Gülnarens Mutter, weil Niemand beßer regieren konnte als sie. Als sie aber ersahen, wie trefflich Beder Alles geordnet hatte, behielten sie ihren Rath.

Eines Abends, nachdem die Mahlzeit genommen war, fielen dem König Beder, der deßelben Tages mit Regieren viel Noth und Mühe gehabt hatte, mitten in der Unterredung die Augen zu. Sie dachten, er schliefe und flüsterten leise, aber halb wachte er noch, und