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nichts zu eßen bekam, als ein Paar kleine Hände voll Erbsen; die in bloßem Waßer geweicht waren, und ein kleines Stücklein Brodt.

Die Ungeduld, zu wißen, ob ein Knabe oder ein Mädchen zur Welt kommen würde, trieb den bösen König. Daher bat er eine Fee zu Gaste, und ging mit ihr in den Thurm der kranken Königin, damit sie ihm Gewißheit verschafte. Die Fee jammerte es, die bleiche, kranke und so schöne Frau zu sehen, die so sanft und geduldig auf ihrem Strohlager lag. Sie tröstete heimlich die arme Königin, und dem Wüthrich sagte sie, es werde dieselbe eine sehr schöne Tochter gebären.

„Das rettet ihr ihr Leben! sagte der Tyrann. Trifft aber die Wahrsagung nicht ein, und ist das Mädchen nicht schön, so laß ich sie an einen Baum hängen und an ihrem Halse ihr Kind.“

„O wie unglücklich bin ich! jammerte die Königin. Ist das Kind nicht schön, so werden wir beide umkommen, und ist es schön, so muß es das boshafte Ungeheuer heirathen und zeitlebens unglücklich sein. Ach was soll ich anfangen und wie soll ich mein Kind retten, wenn es geboren ist?“

Eines Tages saß die arme Königin auch in Thränen und Jammern, spinnend am Rocken, als ein niedliches Mäuschen daher geschlüpft kam und nach Brosamen suchte. „Du liebes kleines hungriges Ding, sagte die Königin sehr traurig, hier suchst du vergebens, wo ich selbst fast halb verhungern muß. Suche doch da, wo du Etwas finden kannst.“ Die Maus aber hüpfte ganz lustig hin und her, machte Männchen und that gar nicht scheu.

„Da! sagte die Königin, hier hab’ ich noch zwei Erbsen, die will ich dir geben, obwohl ich sie selbst gern äße!“ und damit warf