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und sah bald, dass er sich noch in einem unentwickelten Zustand befinde. Wie man sich seiner durchschnittlich bedient, ist der Refrain oder Kehrreim nicht nur auf die lyrische Strophe beschränkt, sondern sein Eindruck beruht auf der Macht der Eintönigkeit, sowohl im Klang wie im Gedanken. Das Behagen entspringt einzig aus dem Gefühl der Gleichförmigkeit, – der Wiederholung. Ich beschloss, die Wirkung zu vermannigfaltigen und dadurch zu erhöhen, indem ich im Allgemeinen der Monotonie des Klanges treu bliebe, während ich die des Gedankens stets variierte, d. h. ich nahm mir vor, beständig neue Wirkungen durch Variation der Anwendung des Refrains hervorzubringen, indem letzterer selbst meist unverändert bliebe.

Als ich hiemit im Reinen war, sann ich zunächst über die Natur meines Refrains nach. Da seine Anwendung oft variiert werden sollte, war es einleuchtend, dass der Refrain selbst kurz sein müsse; denn bei einem längeren Satze wäre die häufige Variation der Anwendung auf eine unüberwindliche Schwierigkeit gestoßen. Die Leichtigkeit der Variierung würde selbstverständlich im Verhältnis zu der Kürze des Satzes stehn. Dies brachte mich sofort auf den Gedanken, dass ein einzelnes Wort der beste Refrain sei.

Jetzt erhob sich die Frage nach dem Charakter des Wortes. Da ich mich für einen Refrain entschieden hatte, folgte daraus natürlich die Eintheilung des Gedichtes in Strophen, wobei der Refrain den Schluss jeder Strophe bilde. Dass solch ein Schluss, um kräftig zu wirken, klangvoll und von anhaltendem Nachdruck sein müsse, lag außer Zweifel; und diese Erwägungen führten mich unvermeidlich auf das lange O als den klangvollsten Vokal, in Verbindung mit R als demjenigen Konsonanten, der sich am gedehntesten aussprechen lässt.

Nachdem der Klang des Refrains solcherart festgestellt, wurde es nöthig, ein Wort zu suchen, das diesen Klang verkörpere