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In der sich kühne Heldengeister dehnen

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Und noch der alte Drang nach Freiheit gährt:

Wach auf! befrei dein Herz in Musikbächen,
Das Meer entfessle, dass es stürmisch rollt!
Lass deine Hoffnung, Furcht und Liebe sprechen,
Und künde deiner Zeit, was sie gewollt!

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Wo nur die Brüder noch im Kampf sich tödten,

Wo nur ein Unrecht dräut die Welt entlang,
Sind Märtyrer, Apostel noch vonnöthen,
Ist Stoff noch zu unsterblichem Gesang.
Von Jahr zu Jahr erkennt des Geistes Streben

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Ein höhres Ziel und schaut mit hellem Blick,

Und was die große Vorwelt dir gegeben,
Erbst du, erkiest zu freierem Geschick.
So throne du, wo hoch im Sonnenhelle
Die stillen Firnen dein Parnass erhebt;

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Ström aus dein Lied gleich einer frischen Quelle,

Draus Jeder trinkt und Jeden Ruh' umschwebt.
O sing! und Erd' und HImmel sollen schweigen —
Kein Ton, der rings das heil'ge Graun durchdringt!
Den lauschend selbst die Engel froh sich neigen,

110
Wenn Engeln gleich ein sterblich Wesen singt.

 3.

Ich schau umher im Rund der armen Erde
Nach Einem, den des Schöpfers Name ehrt,
Und der des mächt'gen Redens Stimme werde,
Die jegliches Jahrhundert heiß begehrt.